ABOUT ME

wolfgang_fallerWolfgang Faller, geboren 1952 in Villingen/Schwarzwald.
Studium an der Accademia di Belle Arti di Brera, Milano bei Prof. Cantatore
und
an der Ecole Supérieure d’Expression Plastique, Lille -Tourcoing bei Prof. Leroy.

Lebt und arbeitet seit 2003 im Markgräflerland südlich von Freiburg

 

 


 

Gabriela Morschett zu Fallers Ausstellung „Farbe – Körper – Sichten“

Das Porträt als Ausdrucksträger menschlicher Individualität im klassischen Sinne ist eine Grundkonstante der Bildenden Kunst. Die zeitgenössische Kunst kennt zahlreiche Beispiele, bei dem sich das Gesicht neue Formen der Darstellung sucht. „Kein menschliches Gesicht ist mir so fremd wie ein Antlitz, das sich, je mehr man es anschaut, desto mehr ringsum verschließt und auf Stufen unbekannter Treppen entflieht.“ Es geht um die Verflüchtigung des Gesichts, die Alberto Giacometti in dieser Aussage andeutet. Und tatsächlich: Je mehr das Gesicht medial in den Vordergrund rückt, beäugt, gemustert und beobachtet wird, umso mehr gerät es in seiner Anschaulichkeit in Bedrängnis. Fallers erste Orientierung nach der Ausbildung war das Vorbild Francis Bacon und seine Verfremdung des Menschenbildes. Die berühmte Aussage Bacons bezüglich der Mimesis: “Es ist sinnlos, ein Porträt von jemandem zu machen, wenn man es ihm ähnlich machen will“, schien für Faller genau der richtige Ansatz. Er suchte nach einer Strategie, über die Darstellung des Gesichts Innenansichten des Menschen zu gewinnen, seine Seele zu erfassen und das Unanschauliche zur Anschauung zu bringen. Die Auseinandersetzung mit dem heutigen Bild des Menschen, gerade im Zeitalter von facebook, wird ein bis heute bestimmendes Thema für ihn. Wir werden gesichtslos, obwohl uns facebook auffordert „Gesicht zu zeigen; das Erste, was man vom Menschen sieht, ist eine Maske“, betont der Künstler und meint dies im übertragenen Sinn. Es sind fiktive Köpfe, die uns an die klassische Ikonenmalerei erinnern. Fallers Bilder entstehen im Kopf und orientieren sich am Malprozess. Seine Malweise ist spontan, in der Technik des Impasto, dem reliefartigen üppigen Auftragen von Farbe. „Der Malprozess ist das Wichtigste“, erklärt er. Er ist im Wesentlichen nicht an der Physiognomie interessiert, sein Interesse gilt vielmehr der Form. Diese Formgebung des Gesichts geht mit einer obsessiven Zerstörung durch partielles Abkratzen der Farbe und wiederholter Übermalung einher. Diese unlesbaren Ikonen, Nicht-Gesichter, suchen den Menschen hinter dem Gesicht. Sie werfen Fragen nach der Lesbarkeit des Gesichts auf, vor allem, wenn uns der Künstler verschiedene Variationen der Auslöschung, Übermalung, Schichtung, Verwandlung und schließlich Entzugs des Gesichts präsentiert. Sein Ziel ist es, sich von der Nähe zur Maske abzugrenzen und über die klassische Ikonografie hinaus nach der Essenz einer Person, einem Destillat ihres Charakters und ihrer Aura zu suchen. Für den Künstler ist „der Kopf die reduzierte Form des Menschen, ein eigener, im Oval entstehender Kosmos, der auf so wundersame Weise unsere Individualität, aber auch Spuren der Anonymität aufzeigt“. Wolfgang Faller sieht seine Werke als Spiegelbild seiner Zeit. Er lädt uns ein, sie wahrzunehmen als Beitrag zu einem humaneren, aber auch scharfsichtigeren Blick auf die Welt.